Am Sonntagabend hat eine Gruppe von Aktivist*innen zehn Straßen in Darmstadt symbolisch umbenannt - eine für jede Person, die bei der rassistischen Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrundes" (NSU) zu Beginn des Jahrtausends ermordet wurde. Enver Şimşek, Abdurrahim
Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, Michèle Kiesewetter. Zehn Namen. Zehn Tote. Sie sind die zehn Menschen, die der NSU ermordete. Sie und ihre Angehörigen sind diejenigen, die in diesen Tagen im Mittelpunkt stehen müssen. Ihrer soll mit dieser Aktion gedacht werden.
Verfassungsschutz, zeigte das Gericht wenig Interesse daran, dieses Netzwerk zu ermitteln. Selbst die Anwesenheit des Verfassungsschützers Andreas Temme bei der Ermordung von Halit Yozgat bleibt unaufgeklärt.
Das Gericht wird am Mittwoch ein Urteil über die fünf Angeklagten sprechen, den NSU-Komplex aufgeklärt haben wird es nicht. Das Urteil kann daher keinen Schlussstrich bedeuten, sondern nur der Anfang einer Aufarbeitung sein, bei der auch die gesellschaftliche Stimmung sowie die
behördlichen Strukturen beleuchtet werden, welche die Taten des NSU ermöglichten.
Die Umbenennung der Straßen soll zu einer Auseinandersetzung mit der rassistischen Mordserie anregen. So wurden die Straßen Habichweg, Kattreinstraße, Bismarckstraße, Esselbornstraße, Leydheckerstraße,
Stauffenbergstraße, Moltkestraße, Hindenburgstraße sowie der Taunusplatz und stellvertretend für den Krolowweg der Von-der-Meritz-Weg nach den oben genannten Opfern des NSU benannt. Die Hindenburgstraße wurde dabei wie schon von Senior*innen zum Jahrestages der Ernennung Hitlers als
Reichskanzler erneut nach Halit Yozgat benannt.
Nähere Infos zu den meisten der umbenannten Straßen sind unter folgendem Link zu finden und soll zeigen, dass auch in Darmstadt mit beispielswiese der Esselbornstraße nachwievor ehemalige Mitglieder der NSDAP geehrt werden.
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